Der Polo Poschiavo blickt positiv in die Zukunft
Die Jahresversammlung bot einen Rückblick auf die Aktivitäten im Jahr 2015 und einen Ausblick auf die zukünftigen Initiativen des Polo Poschiavo (PP)
Auf der Tagesordnung standen die Jahresrechnung 2015 mit dem Revisionsbericht, das Budget 2016, der Jahresbericht 2015, eine Vorschau auf die für 2016 geplanten Aktivitäten und eine aufgrund der Gebietsreform notwendig gewordene Statutenänderung.
Kanton spricht Finanzbeitrag in Höhe von CHF 800’000
Der für den Polo Poschiavo wohl wichtigste Moment des Jahres 2015 war der Entscheid der Bündner Regierung, kantonale Mittel in Höhe von CHF 800’000, verteilt auf vier Jahre, bereitzustellen. Nach einer Phase der Ungewissheit, die auch die Aktivitäten und die Programmplanung beeinträchtigt hatte, konnte so Klarheit geschaffen werden.
Dieser Entscheid hat nochmals Bedeutung des PP als Kompetenzzentrum untermauert: Er bietet verschiedenste Weiterbildungen in italienischer Sprache im Puschlav und Bergell an und lanciert und führt zudem immer wieder grosse Projekte durch.
Auf den Regierungsentscheid folgten im September 2015 der Besuch der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates mit Regierungsrat Parolini und im April 2016 der Besuch von Regierungsrat Jäger. Im November 2015 führte die Finanzkontrolle des Kantons Graubünden zudem eine Prüfung des PP durch, mit positivem Ausgang.
Diese Anlässe wurden genutzt, um den höchsten kantonalen Behördenvertretern die Aktivitäten des PP auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene detailliert zu präsentieren. Dabei wurde ein grosses Interesse an den im Laufe der Jahre gewonnenen Kompetenzen und Beziehungen hervorgerufen, ebenso wie am Engagement für eine nachhaltige Entwicklung des Gebiets.
CHF 290’000 aus Interreg-Projekten und grenzüberschreitender Zusammenarbeit
Seit der Gründung im Jahr 2002 nutzt der Polo Poschiavo die Chance, durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Teilnahme an Interreg-Projekten Zugang zu weiteren Finanzmitteln zu bekommen, um immer wieder neue Aktivitäten entwickeln und damit zu einer Aufwertung unseres kulturellen Erbes beitragen zu können. In diesen Jahren war der Polo Poschiavo an 12 Interreg-Projekten federführend oder als Partner beteiligt.
Durch die letzten Interreg-Projekte konnten wir wesentliche Beiträge leisten für:
- die Ausstellung „Bröi e runchet – ieri, oggi e domani“ über lokale Anbaukulturen im Wandel der Zeit, mit eigens dazu hergestelltem Fotomaterial;
- die Veröffentlichung des Buches „I frutti della terra” mit Beiträgen von Historikern, Agronomen, Landschaftsarchitekten, Kennern von Natur und lokalen Traditionen; der Publikation liegt eine Forschungsarbeit zugrunde, die unter anderem im Rahmen unserer Projekte über das immaterielle, kulturelle Erbe der Ernährungstraditionen entstanden ist;
- die Ausstattung der neuen, im Juni 2015 eröffneten Dauerausstellung über die Landwirtschaft im Puschlaver Museum und die Ausstattung des im Juni 2016 eingeweihten Saals zum Thema Wein im Museum Casa Besta in Brusio; beide Ausstellungen wurden von der Mailänder Architektin Fulvia Premoli koordiniert. Der PP hat zur Finanzierung der Forschungstätigkeiten und der Erstellung der audiovisuellen und der Multimedia-Materialien beigetragen;
- zur Digitalisierung des Fotoarchivs Luigi Gisep der Historischen Gesellschaft Val Poschiavo.
Das Projekt C.P.RE. wurde von der für die Programme Interreg Italien-Schweiz zuständigen Behörde als bedeutendes Kooperationsprojekt bezeichnet. Es wurde am 15. Dezember 2015 in Mailand bei der Region Lombardei an der Tagung zur italienisch-schweizerischen Zusammenarbeit „Cooperazione Italia – Svizzera: risultati e prospettive” vorgestellt.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der letzten Interreg-Projekte, die dem PP weitere Gelder von Bund und Kanton in Höhe von circa CHF 290’000 eingebracht haben, geht es nun darum, das gewonnene Know-how, die Bekanntheit und die Glaubwürdigkeit des Polo Poschiavo richtig einzusetzen: Das weite, über Jahre hinweg aufgebaute Netzwerk an Kontakten muss nun für die Entwicklung neuer Projekte genutzt werden. Dazu bilden die Interreg-Programme „AlpineSpace“ und „Italien-Schweiz“ wichtige Finanzierungsquellen. Die Aktivitäten im Jahr 2016 liegen schwerpunktmässig darin, neue Projektideen zu entwickeln und neue Partnerschaften aufzubauen, um an den für das laufende Jahr vorgesehenen Ausschreibungen teilnehmen zu können. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit spielt also auch weiterhin eine wesentliche Rolle im Programm des PP.
33 Kurse und Bildungsangebote
2015 hat der Polo Poschiavo 33 Kurse und andere Bildungsaktivitäten (Seminare, Energie-Apéro etc.) mit insgesamt 445 Teilnehmenden (175 Frauen und 270 Männer) im Puschlav und Bergell durchgeführt, darunter:
- Conosci il web marketINg o sei OUT!
(mit der Unterstützung des Handels- und Gewerbevereins Val Poschiavo und des Verkehrsvereins) - 2. Praxiskurs Trockenmauerbau: Grundwissen, Bau und Erhalt von Trockenmauern
(im Rahmen des Interreg-Projekts C.P.RE.) - Lehrgang zur Aus- und Weiterbildung der Kulturvermittler „Dal Campo alla Tavola”, „Vom Feld auf den Tisch“ (in Zusammenarbeit mit den Puschlaver Museen)
- Lehrgang für Reiseveranstalter und Reiseführer aus dem Bergell, Valchiavenna und Unterengadin
(umgesetzt im Rahmen des Interreg-Projekts VIALPES) - Geschichten erzählen mit Social Media: 60 Minuten digitale Kommunikation
- Bio-Bezirk und Smart Valley 100% BIO
(in Zusammenarbeit mit der „Scuola Ambulante di Agricoltura Sostenibile“, die sich für nachhaltige Landwirtschaft einsetzt) - UNSECO-Workshop zur Aufwertung des kulturellen Erbes
(durchgeführt im Rahmen des Interreg-Projekts E.CH.I. 2)
LabLitArch – Literatur-Architektur-Werkstatt - (anlässlich des von der UNO eingeführten Internationalen Tages der Berge, organisiert in enger Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und dem Puschlaver Schriftsteller Josy Battaglia)
- 16 Sprachkurse (Deutsch und Englisch)
- 4 Energie-Apéros
(Videokonferenzen zum Thema Energie in all ihren Formen, organisiert von HTW und Bush Energie mit der Unterstützung des Amtes für Energie und Verkehr des Kantons Graubünden, koordiniert durch den Architekten Andrea Zanetti).
Seit dem Gründungsjahr 2002 hat der Polo Poschiavo 422 Kurse mit insgesamt 5’126 Teilnehmenden durchgeführt.
Special Events
Das Jahr 2015 war geprägt von einer Vielzahl unterschiedlicher Events und Gelegenheiten, bei denen der Polo Poschiavo sich präsentieren konnte: mit innovativen Projekten und Initiativen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene, darunter:
- eine multimediale Performance im Rahmen des Projekts über grenzüberschreitende Ernährungskultur, E.A.T. „Etnografie Alimentari Transfrontaliere“ am 10. April 2015 in der reformierten Kirche in Poschiavo, am 24. April in Mailand im Auditorium Gaber der Region Lombardei und am 22. Oktober in der Villa Reale in Monza;
- eine Tagung zum Erhalt der Kulturlandschaft im Grenzgebiet „Conservazione e formazione per il paesaggio culturale di Valposchiavo e Valtellina” im April 2015 in Poschiavo im Rahmen des Interreg-Projekts C.P.RE.;
- „Alimentare le Alpi, Energia per la Cultura”, eine Tagung unter dem Titel „Die Alpen ernähren, Energie für die Kultur” im September 2015 im Rahmen des Interreg-Projekts E.CH.I. 2 am Sitz der Region Lombardei in Mailand, verbunden mit einer Fahrt mit dem SlowTrain zwischen der Expo 2015 in Mailand und dem Puschlav;
- Constructive Alps 2015, eine Ausstellung im November 2015 in Poschiavo, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Raumentwicklung ARE.
Bekanntheit und Image des Polo Poschiavo
Durch die vielen Aktivitäten hat sich der Polo Poschiavo im Laufe der Jahre grosse Bekanntheit erworben und verfügt heute über ein weites Beziehungsnetz auf schweizerischer und internationaler Ebene (Italien und weitere Alpenländer). Hervorzuheben sind die guten Kontakte, die der PP mit der Bundesverwaltung knüpfen konnte, mit verschiedenen internationalen Organisationen und Abkommen wie der Alpenkonvention und weiteren Behörden und Institutionen. Der PP geniesst dort den guten Ruf eines kompetenten und zuverlässigen Partners für Bildungsaktivitäten und die Entwicklung und Begleitung von Projekten. Dieses Image ist ein äusserst wichtiger immaterieller Wert, der zwar nicht in der Bilanz auftaucht, unseren „kleinen” Verein aber in die Lage versetzt, „grösseren“ Partnern mit hohem Renommee auf Augenhöhe zu begegnen.
Polo Poschiavo im Einsatz für die Makroregionale Strategie für den Alpenraum EUSALP
Strategischer Schwerpunkt des Polo Poschiavo wird auch in Zukunft sein, seine Position auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu stärken und auszubauen.
Cassiano Luminati wurde von der Eidgenossenschaft in zwei Arbeitsgruppen für die Makroregionale Strategie für den Alpenraum EUSALP berufen: Dies ist zum Einen als klare Anerkennung des PP als alpines Kompetenzzentrum zu werten; zum Anderen bietet es dem PP die grosse Chance, weitere Projekte zu lancieren und seine Bekanntheit nochmals zu vergrössern. Die Aktionsgruppen, in denen Luminati als Vertreter der Eidgenossenschaft mitwirkt, betreffen die Themen Berufsbildung und natürliche und kulturelle Ressourcen.
Chancen durch die Aufwertung des materiellen und immateriellen Erbes im Alpenraum
Die Aufwertung des materiellen und immateriellen Erbes gewinnt derzeit national und international immer mehr an Bedeutung. Der Polo Poschiavo ist dank seiner erworbenen Kompetenzen hinreichend qualifiziert, auf diesem Gebiet eine Hauptrolle zu spielen.
Besonders wichtig ist dabei der Entscheid des Bundesrates, die internationale Zusammenarbeit durch eine Änderung der Verordnung über die berufliche Grundbildung, die am 1.1.2016 in Kraft getreten ist, zu stärken. Hier bieten sich dem PP interessante Möglichkeiten zur Entwicklung neuer grenzüberschreitender Berufsbilder.
Zudem gehört der PP dank des Interreg-Projekts C.P.RE. zur nationalen, interdisziplinären, vom EHB koordinierten Arbeitsgruppe, welche die eidgenössische Anerkennung des Berufs als Trockenmauerbauer zum Ziel hat. Die von der Arbeitsgruppe erarbeiteten Vorschläge werden derzeit vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) geprüft, d.h. vom Kompetenzzentrum des Bundes für nationale und internationale Fragen in Sachen Bildungs- Forschungs- und Innovationspolitik.
Statutenanpassung
Die Gebietsreform hat eine Statutenanpassung notwendig gemacht. Demzufolge sind nun die folgenden Institutionen am Polo Poschiavo beteiligt: die Gemeinden Bergell, Poschiavo und Brusio, die Region Bernina, der Puschlaver Handels- und Gewerbeverein, die Arbeitsgruppe für Wirtschafts- und Regionalförderung im Puschlav und das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB).
Der Lenkungsausschuss unter dem Vorsitz von Agostino Lardi, Direktor der Berufsschule in Poschiavo, setzt sich derzeit wie folgt zusammen: Rosita Fasciati für die Gemeinde Bergell, Arturo Plozza für die Region Bernina, Nicola Frigerio für den Puschlaver Handels- und Gewerbeverein und Osvaldo Arrigo für das EHB.
Die Entwicklung und Koordinierung der Aktivitäten obliegt Cassiano Luminati; Silva Raselli ist für den administrativen Bereich zuständig.
Die Rechnung 2015 schliesst mit einem Ertragsüberschuss von CHF 78’000 ab. Sie wird von der Mitgliederversammlung genehmigt. Ende 2015 verfügte der Polo Poschiavo über ein Vermögen von circa CHF 150’000.-.
Internet, Facebook und Twitter
Die Aktivitäten des Polo Poschiavo sind hier einsehbar:
- Internet www.polo-poschiavo.ch
- Facebook http://www.facebook.com/poloposchiavo
- Twitter @PoloPoschiavo
Cassiano Luminati steht gerne für weitere Informationen zum Polo Poschiavo zur Verfügung: cassiano.luminati@polo-poschiavo.ch